Samstag, 25. Juli 2015

Al-Ajjam





Taha Hussain (1889-1973) gilt als geistiger Vater der modernen ägyptischen Literatur und als großer Aufklärer. Da Taha Hussain die Kunst des schlichten Erzählens, dem er als blinder Knabe so oft gelauscht hat, mit der anspruchsvollen Ausdrucksweise der klassischen Sprache verband, schuf er mit »Al-Ajjam« ein autobiographisches Meisterwerk, einen Klassiker der arabischen Literatur.
Als zentrales Thema seiner Arbeiten behandelte er den Austausch der Kulturen, Religionen und Völkern. Nagib Mahfuz schätzte Taha Hussain so sehr, dass er sagte, dieser habe den Nobelpreis vor ihm verdient. Und in der Tat war Taha Hussain 1949 und 1950 für den Nobelpreis nominiert – als erster arabischer Schriftsteller überhaupt!








Kindheitstage

Die »Kindheitstage« bilden den Auftakt der autobiographischen Romantrilogie des Schriftstellers und umfasst die ersten Jahre seines Lebens bis zum Abschluss seiner Schulzeit.
Als Folge einer schlechten medizinischen Behandlung wird er in frühester Kindheit blind und wächst in einem oberägyptischen Dorf als Sohn einer kinderreichen Familie auf. Hussain beschreibt seine Umwelt und die Sorgen und Nöte der Familie mit der besonderen Wahrnehmungsfähigkeit eines Blinden in sehr poetischer Sprache. 






Jugendjahre

In »Jugendjahre in Kairo« treffen wir Taha Hussain als armen Studenten der islamischen Azhar-Universität wieder. Als blinder 13-jähriger Junge kommt er aus seinem Dorf nach Kairo, wo er eine Ausbildung an der dortigen al-Azhar-Universität beginnt. Er schildert den Unterrichtsbetrieb an dieser altehrwürdigen Institution, an der besonders die traditionellen islamischen Fächer unterrichtet werden und beschreibt auch die Auseinandersetzungen, die sich zu jener Zeit zwischen der traditionalistischen Gelehrsamkeit und dem besonders vom Reformer Muhammad Abduh ausgehenden rationalistischen Einfluss abspielten. Bald drängt er über die Grenzen der religiösen Universität hinaus und beschliesst, sein Studium gleichzeitig an der neuen Ägyptischen Universität von Kairo fortzusetzen.







Weltbürger 
In »Weltbürger zwischen Kairo und Paris«, dem dritten Band von Taha Hussains berühmtem autobiographischen Roman, wird der Protagonist erwachsen: Wie aufregend und anders ist das Leben als Student an der neugegründeten Ägyptischen Universität, doch wie exotisch ist erst sein Studienaufenthalt in Paris.

Der Erste Weltkrieg und die ägyptische Revolution von 1919 wecken schließlich sein Interesse an der Politik, in die er sich von nun an massiv einmischt. Das Leben findet nun in Salons und Debattierclubs statt, es kommt zu Begegnungen mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, gleichzeitig wachsen viele Freundschaften.
All dies geschieht vor dem Hintergrund des weiterhin engen Kontakts zur weitverzweigten Familie und der Liebe zu Susanne, die seine Frau wird und die es ihm ermöglicht, am Leben der Sehenden teilzunehmen.



»Wer Taha Hussains Lebensrückblick gelesen hat, der hat eine große Menge üder die Geschichte, das Denken und Fühlen in Ägypten bzw. im Vorderen Orient gelernt – ganz abgesehen davon, dass sich die Übersetzung gut und spannend liest.«
(Ulrich Müller, Salzburger Volksblatt, 1.3.1991)

»Das Gegeneinander zwischen Alt und Neu manifestiert sich in dieser Darstellung in vielen Gegensatzpaaren, zum Beispiel zwischen der traditionsreichen Azhar und der "neumodischen" Universität von Kairo. Er fasst damit das geistige Dilemma einer großen Anzahl ägyptischer Intellektueller im zwanzigsten Jahrhundert zusammen.« 
(Hartmut Fähndrich, Neue Zürcher Zeitung, 24.9.1986)
»Taha Hussains Autobiographie ist eine Darstellung von seltener Unmittelbarkeit und Feingefühligkeit – bei allen ironischen Distanzen, mit der er der Umgebung seiner Herkunft gegenübersteht.« (Hartmut Fähndrich, Neue Zürcher Zeitung, 8.7.1985)

»Kulturelle Unterschiede zwischen Orient und Okzident verwechselt er nie mit erfundenen Gegensätzen, beide Kulturen betrachtet er vielmehr als Schöpfer ewiger Werte und einer Zivilisation, in deren harmmonischen Miteinander die Chance zu einer wahren Erneuerung liegen. «
(Jaques Naoum, Die Zeit, 8.5.1987)


»Ein Prosawerk, das Kenner moderner orientalischer Literatur für eines der besten halten, das in arabischer Sprache überhaupt geschrieben wurde.«
(Petra Kappert, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.12.1985)