Mittwoch, 13. Februar 2013

Es droht eine ernste Wasserknappheit

Quelle: Iln / DOHA (inn) / Arabische Welt | 13.02.2013



Es droht eine ernste Wasserknappheit

DOHA (inn) – Im gesamten Nahostgebiet fehlt eine Süßwassermenge, die so groß ist wie das Tote Meer. Das zeigt ein Bericht der US-Raumfahrtsbehörde NASA. Insgesamt handelt es sich um einen Verlust von etwa 144 Kubikkilometer der gesamten Wasserreservoirs in Teilen der Türkei, Syrien, dem Irak und Iran.


Damit gehöre der Süßwasserverlust zu den größten weltweit, heißt es in der Studie. Die Satelliten der NASA hatten seit dem Jahr 2003 sieben Jahre lang Daten über die Wasservorkommen in Nahost gesammelt. 
Der nun festgestellte Rückgang sei außerdem der weltweit schnellste nach Indien. Rund 60% des Verlustes resultierten aus dem Anpumpen der Grundwasservorräte, zu denen auch etwa 1.000 Brunnen im Irak gehörten. Die Dürre, inklusive einer zurückgehenden Schneedecke und dem Austrocknen des Bodens, sowie ein Wasserverlust der Oberflächengewässer seien außerdem Gründe für das Fehlen der riesigen Wassermenge.

Ernste Bedrohung
Die Studie ist der aktuellste Beweis für eine Verschlimmerung der Wasserkrise im Nahen Osten. Wegen zunehmender Bevölkerungsdichte, Kriegen und einer Verschlechterung der klimatischen Bedingungen droht einigen Ländern in den kommenden Jahren eine ernste Wasserknappheit. Der Jemen mache die Halbtrockenheit und die wachsende Armut für die Wassernot verantwortlich. Die Golfstaaten hingegen schieben die Wasserknappheit auf das Wirtschaftswachstum, das moderne Städte mitten in der Wüste entstehen ließ.
Auf der UN-Klimakonferenz 2012 in Doha hatte die Weltbank die Wasserknappheit dem Bericht zufolge als eines der größten Probleme in Afrika und im Nahen Osten bezeichnet. Wegen des Klimawandels erwartet man weitere und extremere Dürreperioden. Bis zum Jahr 2050 werde der Wasserabfluss um 10 Prozent sinken, die Nachfrage nach Wasser werde aber bis zum Jahr 2045 um 60 Prozent steigen, vermuten die Experten.
Ein großes Problem, um die Wasservorräte zu erhalten, sind die unterschiedlichen Interessen von Syrien, dem Irak und der Türkei. Die Quellgebiete von Euphrat und Tigris würden von der Türkei kontrolliert.  Außerdem sei das Land für die Reservoirs und die Infrastruktur des „Südanatolien-Projekts“ verantwortlich. Das Projekt steuert die Wassermenge, die nach Syrien und in den Irak fließt. 
Es gibt immer wieder Spannungen, da die Türkei seit der Dürre im Jahr 2007 kontinuierlich Wasser abführt, um Ackerland zu bewässern. Unter anderem zeigt ein Bericht der UN, dass der Irak deshalb auf die Grundwasservorräte zurückgreifen müsse. 
Die trockenen Regionen werden noch trockener. Sie müssen die verfügbaren Wasservorräte so gut wie möglich bewältigen, machte Jay Famiglietti, führender Forscher der Studie und Professor für Erdsystem-Wissenschaften an Universität Kalifornien deutlich.

Quelle: Iln / DOHA (inn) / Arabische Welt | 13.02.2013


1 Kommentar:

  1. Wasser ist eine knappe und lebenswichtige Ressource – das macht Interessenkonflikte über die Verteilung und Nutzung von Wasser unausweichlich. Die Ernährungssicherheit und das wirtschaftliche Wachstum von vielen Ländern hängen vom Wasserzufluss aus anderen Staaten ab. Manche befürchten, es könne in Zukunft zu Kriegen um Wasser kommen. Doch in der Vergangenheit führte Wasser häufiger zu Kooperation als zu Gewalt.

    Den 37 seit 1945 verzeichneten Gewaltkonflikten mit der Konfliktursache Wasser stehen mehr als 250 internationale Abkommen über die gemeinsame Nutzung grenzüberschreitender Gewässer gegenüber.

    Ein hohes Konfliktpotential lässt sich dort erkennen, wo Anrainer stark von dem Wasser aus den Nachbarländern abhängen. Bei 38 Ländern weltweit machen die externen Süßwasserressourcen mehr als die Hälfte ihres insgesamt verfügbaren Wassers aus (FAO 2015). Extrem verhält sich die Situation da, wo eine große Abhängigkeit von externen Wasserressourcen und Wasserknappheit zusammenkommen. Auseinandersetzungen über Nutzungsrechte gab und gibt es zwischen Ägypten, dem Sudan und Äthiopien (Nil) und ebenso zwischen Syrien und der Türkei (Tigris). Der Nahe Osten, wie auch Nordafrika sind heute die Regionen mit dem am stärksten ausgeprägten Wassermangel.


    In den nächsten 25 Jahren wird erwartet, dass sich dieser Mangelzustand auf Pakistan, das südliche Afrika sowie auf große Teile Indiens und Chinas ausweitet. Damit werden auch die Konflikte um Wasser zwischen und innerhalb von Staaten zunehmen und eventuell zu Kriegen führen. Weiterhin stellen Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft, Haushalten und Industrie sowie ein verschwenderischer Umgang mit Wasser Herausforderungen für die zukünftige Wasserwirtschaft dar, insbesondere auch in Schwellen- und Entwicklungsländern.

    Das Wasserproblem geht meist mit ökonomischer Schwäche einher. Dadurch ist die Fähigkeit eingeschränkt, Infrastruktur, Investitionen und Energiekosten aufzubringen. Deshalb ist es sinnlos, nach zentraleuropäischem Vorbild teure und energieaufwändige Systeme der zentralen Versorgung mit Einheitswasser in bester Trinkwasserqualität für alle Nutzungszwecke und der zentralen Abwasserbeseitigung und -reinigung aufzubauen. Vielmehr muss sich entsprechende Entwicklungshilfe speziell auf Technik beziehen, die mit erneuerbarer Energie und soweit möglich leicht verfügbaren Mitteln arbeiten. Als Beispiel könnte man hier die solare Wasserdestillation nennen, im Abwasserbereich angepasste und ökologisch orientierte Sanitärtechnologien (Ecosan). Für die Megastädte wird es darauf ankommen, intelligente Kombinationen alternativer Ver- und Entsorgungstechnologien zu finden und aufzubauen.


    Einfach ist eine Kooperation bei der Wassernutzung aber nicht. Oft stehen erhebliches Misstrauen, Machtungleichgewicht und als gegensätzlich wahrgenommene Interessen der Zusammenarbeit im Weg. Internationale Verhandlungen über Wasser dauern oft Jahre und sogar Jahrzehnte. Auch einmal abgeschlossen können sie später wieder in Frage gestellt werden, wie die Auseinandersetzungen um die Gültigkeit der während der Kolonialzeit abgeschlossenen Verträge über das Nilwasser zeigen (Subramanian/Wolf 2014).


    Quellen:
    Brot für die Welt
    Wikipedia
    FAO: Aquastat Database. Veröffentlicht unter: http://www.fao.org/nr/water/aquastat/main/index.stm, 9.2.2015
    Subramanian, Ashok/ Bridget Brown/Aaron T. Wolf (2014): Understanding and overcoming risks to cooperation along transboundary rivers. In: Water Policy 16 (5): 824

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